Ich bin immer wieder erstaunt von Menschen, die sehr gebildet und eloquent erscheinen, wenn diese sich dann an Banalitäten krallen als wäre es die letzte Eisscholle vor dem Äquator.
Heute morgen schrieb ich mal wieder in meinem blog, ich war kurz vorher aufgeweckt worden, nachdem ich (wieder einmal) viel zu spät im Bett war, hatte eine nicht wohlriechende Windel gewechselt und dämmerte über meinem Kaffee und Handy dahin. Schrieb immer wieder was, das Haus erwachte zum Leben und kurze Zeit später tobten der Mopp meine Kinder um mich. Ich schrieb tapfer weiter 😜
Immerhin bin ich es gewohnt unter widrigen Umständen zu schreiben, dabei zählt für mich der Inhalt. Grammatik und Schreibfehler kommen durchaus vor und ich toleriere sie, sie passen zu mir und meinem Leben. Außerdem besitze ich nicht die Zeit alles 5x Korrektur zu lesen und auch nicht das Geld, um einen Lektor zu beschäftigen. Ich schreibe kein Buch und keiner bezahlt mich für meine Beiträge.
Meinen blog quetsche ich in den Alltag zwischen drei Kinder, die zusätzliche features mitbringen wie Autismus, Hochbegabung und Sprachstörung, meinem Halbtagsjob und diversen anderen Terminen.
Und bevor jemand denkt, ich jammere, weit gefehlt! So sieht mein Leben aus und die meiste Zeit bin ich glücklich und zufrieden, Sorgenfalten zieren nicht mein Antlitz, sondern Lachfalten und meine 41 Jahre sieht mir noch keiner an.
Ich habe vor ca einem Jahr eine wichtige Lektion gelernt: hör auf Dich abhängig zu machen!
Deshalb verzichte ich auf Verbesserung, meistens. Ich will authentisch sein und nicht perfekt. Klar machen Fehler verletzlich und können weh tun und ich hab immer versucht das zu verhindern, tagaus, tagein……vergebens.
Ich vergaß zu atmen und zu leben, denn wer lebt ist verletztlich und nicht perfekt.
Ich will nicht mehr perfekt sein (ok, manchmal 😉 ), sondern leben, fühlen und frei sein.
Es verletzt mich, wenn mir jemand sagt oder schreibt, im letzten Artikel seien 12 Fehler gewesen, ja das tut weh.
Es erinnert mich daran, dass ein Teil von mir am Perfektionismus klammert, immer noch nicht loslassen will.
Ich mag den Teil, aber er sperrt mich ein. Also bin ich dankbar für 12 Fehler, die mich erinnern, wer ich bin.
Also zählt weiterhin meine Fehler und es sind bestimmt mehr als 12, zeigt sie mir, damit ich sehe wer ich bin und wer Ihr seid.
Ich liebe Menschen, die unperfekt sind ……und Ihr?
Es ist mein Beruf, genau diese Fehler zu finden. Und ich ertappe mich dann und wann dabei, sie überall zu sehen. Weil sie halt auffallen. Weil es mein Beruf ist und der prägt. Aber: Muss ich das immer und überall sagen? Ich habe eher Skrupel, Menschen auf Fehler hinzuweisen, weil ich weiss, dass ich selber ganz viele habe. Wobei: Sind es Fehler? Sind es nicht einfach Eigenheiten, die mich zu dem machen, er ich bin? Mein Umfeld behauptet es. Über die Jahre sogar die, die früher haderten und fanden, ich sei immer und überall anders. Heute höre ich: Du bist toll, wie du bist: Anders, aber toll. Ich habe lange am „anders“ geknabbert“. Wollte gleich sein, hab es nicht geschafft. Und weiss heute: Zum Glück!
Ich bin auch Perfektionist. Das kann mitunter ein ganz schönes Gefängnis sein. Und mit „schön“ meine ich nicht „toll“, sondern „gross“. Man wird den Perfektionisten nicht los, aber man kann ihm dann und wann ins Gesicht lachen. Ich arbeite daran.
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